Begriffserklärung
Das Versmaß (auch Metrum genannt) beschreibt in der Lyrik die Anordnung von betonten und unbetonten Silben innerhalb eines einzelnen Verses. Es trägt in Gedichten oftmals dazu bei, eine Stimmung oder bestimmte Informationen zu vermitteln.
Silben
Man unterscheidet zunächst zwischen betonten Silben (Hebung) und unbetonten Silben (Senkung). Während betonte Silben bewusst hervorgehoben werden, sind Senkungen in aller Regel unbetont.
In den folgenden Beispielen werden Hebungen und Senkungen farblich unterschieden. Häufig werden in der Lyrik auch Symbole verwendet, um Hebungen (— und Ẋ) und Senkungen (◡ und x) zu kennzeichnen.
So kann jedes Wort in einzelne Silben zerlegt werden und mit der jeweiligen Betonung markiert werden. Zur Veranschaulichung dienen folgende Beispiele:
- Gedicht
- Sonne
- Harfenton
Versmaß bestimmen
Hat man einen Vers in seine Silben zerlegt, kann sein Versfuß bestimmt werden. Dabei gibt es vier Grundtypen, die beispielhaft erläutert werden.
Jambus
Ein Jambus beginnt mit einer unbetonten Silbe, woraufhin abwechselnd eine Hebung und eine Senkung folgen. Ein Beispiel dafür ist das Wort Vernunft. Symbolisch wird der Jambus so dargestellt:
◡— oder xẊ
Das bekannte Gedicht "Abendlied" von Matthias Claudius wird als Jambus interpretiert. So lauten seine ersten drei Verse:
Der Mond ist aufgegangen
Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar:
[...]
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Trochäus
Der Trochäus ist quasi das Gegenstück zum Jambus: Er beginnt mit einer betonten Silbe - anschließend wechseln sich Senkung und Hebung ab. Das Wort Marktplatz ist ein einfaches Beispiel für den Trochäus. Die symbolische Darstellung sieht daher wie folgt aus:
—◡ oder Ẋx
Zur Veranschaulichung des Trochäus kann ein bekannter Zungenbrecher dienen:
Auf den sieben Robbenklippen
sitzen sieben Robbensippen,
die sich in die Rippen stippen,
bis sie von den Klippen kippen.
Daktylus
Ein Daktylus besteht im Gegensatz zu den zuvor genannten Versfüßen aus drei Silben: Auf eine betonte Silbe folgen zwei unbetonte Silben. Als schönes Beispiel kann das Wort Dak|ty|lus selbst gewählt werden. Mit Symbolen kann ein Daktylus wie folgt dargestellt werden:
—◡◡ oder Ẋxx
Im Gedicht "An den Sturmwind" von Friedrich Rückert findet sich ein Daktylus wieder:
Mäch|ti|ger, der du die Wip|fel dir beugst,
Brau|send von Kro|ne zu Kro|ne ent|steigst,
Wand|le du Stür|men|der, wand|le nur fort,
Reiß mir den stür|men|den Bu|sen mit fort.
Anapäst
Der Anapäst ist praktisch die Umkehrung des Daktylus: Er besteht gleichermaßen aus drei Silben, wobei auf zwei Senkungen eine Hebung folgt. Beispielhaft ist das Wort Zau|be|rei ein Anapäst. Symbolisiert werden kann ein Anapäst wie folgt:
◡◡— oder xxẊ
Friedrich Schiller verwendete in seinem Werk "Der Taucher" einen Anapäst:
Und es wal|let und sie|det und brau|set und zischt,
wie wenn Was|ser und Feu|er sich mengt,
[...]